Da sitze ich nun also wieder, retour an meinen Schreibtisch im Büro und gehe meinen alltäglichen Arbeiten nach. So, als ob in den letzten Wochen nie etwas anders gewesen wäre. Die Blattern an meinen Bürohänden verheilen langsam und auch mein Rücken fühlt sich wieder besser an.
Gehe ich etwas tiefer in meine Gedankenwelt, erscheinen da unzählige Momente, Eindrücke, Treffen, Gespräche, die ich noch immer nicht vollends verarbeitet habe. Immer wieder neue Bilder erscheinen vor meinem geistigen Auge.
Ja, der Fokus in den letzten rund drei Wochen lag nur auf einem ganz zentralen und einmaligen Anlass, unserem Oberaargauischen Schwingfest 2025 in Inkwil – organisiert vom Turnverein Inkwil und dem Schwingklub Buchsi. Alles andere war Nebensache, wie z.B. dass wir in ein paar wenigen Tagen am 77. Eidgenössischen Turnfest in Lausanne starten.
Am 24. Mai tätigten wir die ersten Arbeiten auf dem Festgelände, inklusive einem kleinen Spatenstich-Apéro der OK- und Sub-OK Mitglieder. Das Wetter war prächtig, der Sonnenbrand am Abend Realität, die Vorfreude auf das Bevorstehende riesig – und die Gedanken daran, wie unser Fest aussehen könnte, wenn das Wetter so gut ist, wie jetzt gerade…
Doch auch bereits zuvor konnten sich unsere Besucher auf das Schwingfest einstimmen. Der Frühlingsweg, der eine Geschichte rund um den Siegermuni Cäsar erzählte, lockte viele Personen nach Inkwil.
Was anschliessend in den darauffolgenden Tagen geschah, ist schlicht unglaublich und nicht in Worte zu fassen. Alle haben gemeinsam angepackt, jeder/jede das, was möglich war (körperlich, zeitlich etc.), um so unser OSF 2025 entstehen zu lassen. Mit teils „wildfremden“ anderen Personen, von jung bis alt, wurde hart gearbeitet, gelacht, geschwitzt, zwischenverpflegt, diskutiert, nach Lösungen gesucht, über das Wetter beschwert, Neues gelernt, einander geholfen und optimiert. Und zum Feierabend hin auch gemeinsam „es Fürobebier“ getrunken. Neue Freundschaften und neue gemeinsame Interessen sind entstanden, der Respekt den anderen Gegenüber immer gewahrt. All das, freiwillig, für unser Projekt OSF 2025.
Es war der Mittwoch, 4. Juni, wo unser Festgelände erstmals von einem breiteren Publikum besucht wurde. Der Infoanlass für unsere Helfer, unter garstigen Bedingungen (Regen, was sonst), fand statt. Ein erfolgreicher und interessanter Tag für rund 300 Helferinnen & Helfer, der mit einem kleinen Imbiss abgerundet wurde.
Schlag auf Schlag ging es weiter, denn am Donnerstagmittag besuchten uns gegen die 90 Seniorinnen und Senioren von Inkwil, Röthenbach, Wanzwil und Heimenhausen anlässlich des Mittagstisches. Unsere Besucher kamen in den Genuss einer Führung durchs Festgelände und der Arena, wobei sie viele interessante Hintergrundinfos erfahren durften. Anschliessend wurde in der Festhütte das Mittagessen und Dessert serviert und ein Gruppenfoto als Erinnerung aufgenommen.
Der Donnerstagabend nahte und damit bereits zwei weitere Gruppen – die Hauptversammlung des Hauseigentümerverbands Oberaargau West (HEV) und der Besuch des OK’s der Schwingfeste Burgdorf 2024 – total rund 250 Personen! Nachdem die individuellen Programme der beiden Gruppen abgeschlossen waren, versammelten sich alle in der Festhütte und kamen in den Genuss eines leckeren Nachtessens. Zum Abschluss öffnete unsere Bar bereits ein erstes Mal
Freitag, der letzte Tag vor dem Fest. Durch den Tag arbeiteten zahlreiche freiwillige Helfer weiterhin sehr aktiv an der Fertigstellung aller noch zu erledigenden Arbeiten. Denn um 17.00 war es soweit, unser Festgelände öffnete und lud die Öffentlichkeit zur Begehung des Areals, des Gabentempels und der Bar ein. Bei prächtigem Sonnenschein trafen immer mehr interessierte Besucher auf dem Gelände ein. Nun, der Regen und das Wetter spielten uns ja schon seit ein paar Tagen immer wieder einen Streich, und so auch am Freitagabend. Ja, im Verlauf des Abends regnete es erneut sehr stark, so dass kurzfristig die Festhütte für noch mehr trockenen Unterschlupf geöffnet wurde. Die Musikgesellschaft Inkwil, die am Proben war, erhielt so plötzlich ganz viele Zuschauer.
… und nun war es soweit, Samstag, 7. Juni, unser Schwingfest begann! Als ich um 05.00h auf dem Gelände ankam, war ich doch noch etwas „demotiviert“, denn es regnete mal wieder, teils mehr, teils weniger. Bis zum Schluss hatte ich die Hoffnung, dass unser Fest bei Sonnenschein stattfinden könnte, was leider nicht der Fall war. Etwa 24 Stunden nach meiner Ankunft, also irgendwann am Sonntagmorgen früh, machte ich mich für ein paar wenige Stunden Schlaf auf den Heimweg.
Der Samstag schrieb Geschichten, unzählige, individuelle Geschichten jedes einzelnen Anwesenden, gespickt voller persönlicher Erlebnisse. Ich könnte hier noch so viele Zeilen niederschreiben und all dem, was wir erlebt haben, niemals gerecht werden….
Was wir alle gemeinsam eindrücklich erlebt haben, waren sehr viele Schwingfans, die sich den Tag vom schlechten Wetter (jo, es hät no schlechter chöne si!) nicht verderben liessen und voller Enthusiasmus den Wettkampf verfolgten. Auch durften wir alle den Sieger des OSF’s 2025 kenne lernen, nämlich Michael Moser, der sich im Schlussgang gegen Bernhard Kämpf durchsetzte, herzliche Gratulation Michu!
Sonntag – Ruhetag? Nein! Den ganzen Tag über reinigten wir das Gelände, bereiteten alles wieder für den Montag vor und räumten bereits das Barzelt leer. Erneut durften wir auf die Hilfe zahlreicher freiwilliger Helfer zählen!
Langsam aber sicher stand die Müdigkeit vielen Helfenden in den Gesichtern geschrieben. Aber alle packten nochmals mit grosser Motivation an, so dass auch die jüngsten Schwinger einen unvergesslichen Tag erleben durften, denn am Montag fand der Nachwuchsschwingertag statt. Bei wunderschönem Wetter genossen wir alle die tolle Stimmung auf dem Gelände und in der Arena. Man konnte ein erstes Mal etwas „durchschnaufen“ und das Erreichte geniessen. Zum Mittag wurde die Küche aber nochmals aus allen Reserven gelockt, der Andrang war riesig und alle kamen mächtig ins Schwitzen. Und als sich am Abend das Gelände langsam lehrte, setzten auch wir uns noch hin, und stiessen zusammen auf unser Fest an.
Die Arbeiten gingen ab Dienstag nahtlos weiter. Der Abbau der Arena, der Zelte, der Küche, also der ganze Rückbau startete unverzüglich. Und bereits am Freitagabend war nur noch ganz wenig Material auf dem Festgelände zum Abtransport zu sehen, der Abbau war beendet, unser OSF 2025 bereits Geschichte.
Ein riesiger Dank gilt allen involvierten Personen, die in irgendeiner Art & Weise zum guten Gelingen des Festes beigetragen haben, danke viu viu Mau! Ohne euch alle wäre ein solcher Anlass nie und nimmer realisierbar gewesen!
Und jetzt – ab nach Lausanne as Turnfest! 🙂
Philipp Ingold
